Jetzt mal ehrlich. Ist deine App-Idee gut? Ja? Nein? Woher weißt du das? Oder wie findest du es raus?
Es gibt zwei Gründe eine App zu launchen. Zum Beispiel als Hobby. Dann ist es (sagen wir mal) egal, ob die Idee gut ist oder nicht. Es ist dein Hobby und du hast Spaß an der Sache mit der App. Fertig. Vorausgesetzt du kannst den Aufwand oder die Kosten vertreten deine Hobby App in’s Leben zu rufen.
Oder du betrachtest deine App als Business. Als Geschäft. In diesem Artikel werde ich davon ausgehen, dass du damit auch Geld verdienen willst und und wir das Hobby ausschließen können. In dem Fall sind es eigentlich drei Fragen, die hier entscheidend sind:
- Ist die Idee als Geschäftsidee an sich gut? Trägt sich die Idee selber? Löst sie ein Problem? Macht sie das Leben bestimmter Leute besser, einfacher, effizienter, schmerzfreier oder einfach schöner?
- Ist es eine gute Wahl deine Geschäftsidee als App zu realisieren, oder ist ein anderer Weg doch besser?
- Wird die App so umgesetzt, dass am meisten Potenzial der Idee transportiert wird?
Wir reden jetzt über ein Geschäft. Das heißt es muss Geld rein kommen. Geld bekommt man von den Kunden. Kunden zahlen nur, wenn sie das Gefühl haben, dass ihnen das Geld Wert ist.
Ist die Geschäftsidee gut und ist eine App dafür sinnvoll?
Da sich dieser Blog primär um die Umsetzung dreht, gebe ich dir hier einfach nur Anhaltspunkte und Referenzen zu Ressourcen. Zum Thema Validierung von Geschäftsideen ist im Internet mehr als genug Information vorhanden.
- Fülle ein Business Model Canvas aus: https://www.startplatz.de/startup-wiki/business-model-canvas/
- Mache eine Konkurrenzanalyse. Wer löst denn sonst dieses Problem? Nicht unbedingt auf die gleiche Art wie du es lösen willst. Sondern wer ist generell an der Lösung von dem Problem beteiligt? Gibt es keine Konkurrenz: gibt es einen Grund dafür? Mangelnde Konkurrenz ist tendenziell ein schlechtes Zeichen!
- Mache Umfragen
- Gibt es alternative Wege um das Problem zu lösen ohne eine App zu haben? Vorteile? Nachteile?
Aufwand? Ja. Langweilig? Mag sein, wenn du es oberflächlich angehst. 😉
Hole das meiste Potenzial aus der Idee
Hast du die obigen Schritte gemacht und bist zum Entschluss gekommen, dass eine App wirklich für deine Rahmenbedingungen die beste Wahl ist? Gut. Jetzt wollen wir die bestmögliche Umsetzung erreichen. Nur wie?
Em Ende kommt es auf vier Faktoren an:
- Die App macht eine Sache und diese wirklich gut
- Die App macht diese Sache für deine spezifische Zielgruppe besonders gut
- Die App ist zuverlässig und hat keine Bugs
- Bonus: Details. Animationen, Mikrointeraktionen, Sounds
Auf die Zuverlässigkeit werde ich nicht eingehen. Eine App hat so zu funktionieren wie erwartet. Bugs sollten gefunden und behoben werden bevor die App an den Kunden geht oder zumindest so schnell wie möglich adressiert werden. Crashes sind ein komplettes no-go. Benutzer haben einen sehr kurzen Geduldsfaden mit Apps und auf die Gnade einer zweiten Chance solltest du dich nicht verlassen.
Mache eine Sache und diese richtig gut
Mehr ist nicht besser. Mehr ist einfach nur mehr. Du hast mehr Features in deiner App? Dann macht sie das nicht unbedingt besser, sondern erstmal voller, überladener und komplizierter zu bedienen. Potenziell mehr Funktionen in der App anzubieten heißt nicht, dass diese Features gut untergebracht sind und Benutzer sie verstehen. Oder vielleicht halten sie Benutzer sogar vom Kern der Sache ab.
Nehme doch mal dein Smartphone in die Hand und schaue die Apps an, die du selber öfter benutzt. Was machst du mit diesen Apps? Was ist das Grundprinzip und was ist letztendlich einfach nur „Zeug drum rum“? Wie schaffen diese Apps den Prozess klar zu halten und den Benutzer zu führen, ihnen zusätzliche Optionen zu geben, ohne vom Kern abzulenken?
Die Verlockung ist groß erstmal so viel wie möglich in die App reinzupacken, weil sich mehr nach besser anfühlt. Das kann aber auch sehr kontraproduktiv sein. Du steckst neue Features in die App bevor du überhaupt weißt wie deine Benutzer die App überhaupt benutzen. Ob sie mit dem Design so klar kommen oder nicht. Ob die Benutzer gut geführt werden, sodass immer klar ist was die nächste wichtige Sache ist. Gibt es mehr Funktionen, so gibt es mehr Ablenkungen auf diesem Weg. Sprich das Problem wird für die Benutzer potentiell schlechter gelöst.
Natürlich können all diese Sachen später noch eingebaut werden, aber viele Apps funktionieren nicht, weil sie den Fokus verloren haben, der nötig wäre um erstmal am Ball zu bleiben. Um die ersten Kunden so richtig zu überzeugen. Um Erfahrungswerte zu sammeln. Um zu sehen was die nächsten wirklich wichtigen Funktionen wären und wie diese wohl am Besten platziert werden.
Anstatt die App zu überladen könntest du zum Beispiel noch daran denken wie die App sich verhalten soll wenn was schief geht. Was passiert z.B., wenn zwischendrin die Internetverbindung abreißt? Es gibt nicht nur den sogenannten „happy path“, wo alles genau so funktioniert wie gedacht. Was kann sonst noch alles dazwischenkommen und wie kannst du dafür sorgen, dass auch in diesen Fällen der Benutzer ein rundes Erlebnis hat?
Mache eine Sache gut. So gut wie möglich. Dann gehe an den Markt. Und dann schaue, wie du mehr Funktion anbieten kannst, indem du Kunden beobachtest und mit ihnen redest.
Deine Zielgruppe und -situation
Das heißt auch, dass du deine Kunden kennen solltest. Also wer genau ist dein Kunde? In welchem Kontext wird denn deine App gebraucht? Daheim auf der Couch? In der Bahn beim Pendeln? Draußen, wenn man zu Fuß unterwegs ist? Auf dem Weg zur Arbeit? Bei der Arbeit? Ist das am Schreibtisch? Oder in einer Werkstatt? Oder sogar im OP-Saal vom Krankenhaus? Auf dem Weg zwischen Terminen? Oder wird die App auf dem Heimweg benutzt? Beim Joggen? In einem Laden? Im Wartezimmer beim Arzt?
Und ist die App wirklich so gebaut, dass sie den Benutzer in dem Kontext auch wirklich abholt und begleitet? Warum ist der Benutzer gerade in der Situation? Warum will er die Sache erledigen, die deine App kann? Wie kann deine App in dieser Situation am Besten helfen? Sind die z.B. Buttons groß genug um in dieser Situation gut getroffen werden zu können? Sind die „Arbeitsschritte“ in der App so wie der Benutzer es wirklich braucht?
Je besser du es verstehst umso besser kannst du auch die Details so zuschneiden, dass sich die Benutzer verstanden fühlen. Beziehungsweise weißt du dann auch wo du am Besten kleine Gimmicks einbauen kannst um den größten Wow-Effekt zu erzielen. Seien es Mikrointeraktionen, schöne Animationen oder Sounds, richtig eingesetzt sorgen sie dafür, dass sich deine Kunden verstanden fühlen.
Bonus. Ja, es ist ein Bonus, nicht essenziell
Also. Animationen sind cool. Schöne Übergänge zwischen den Ansichten sind cool. Mikrointeraktionen machen echt was her. Kleine Bestätigungssounds geben dem Benutzer Feedback und ein gutes Gefühl. Und du kannst in diese Sachen Geld versenken ohne Ende.
Es sind schwarze Löcher für Entwicklungsaufwand. Man kann immer noch was hübscher machen. Aber auch hier heißt hübscher nicht unbedingt besser. Es muss dir als auch den Benutzern klar sein, dass das ein Bonus ist. Erst wenn alles andere solide ist, dann lohnt es sich hier Aufwand reinzustecken. Vorher ist es nichts anderes als der Versuch die fehlende Basis zu kompensieren. Die Benutzer werden es merken und sich fragen warum du den Aufwand denn nicht lieber in die wichtigen Sachen steckst. Begeistern kannst du erst, wenn du nicht nur heiße Luft bietest.
Trotzdem solltest du Aufwand hier rein stecken. Deine App wird sich fluffiger anfühlen. Ich sage jetzt mal, dass die App dadurch lebendiger wird. Dein Job ist dafür zu sorgen, dass eine Balance da ist. Du solltest hier investieren und gleichzeitig die wirklich wichtigen Sachen im Auge behalten.
Zusammenfassung
Die Vorarbeit zu dieser Frage dreht sich also am meisten um generelle Business-Fragen: gibt es überhaupt einen Markt für deine Idee? Und macht es rein logisch überhaupt sinn eine App dafür zu machen, oder gibt es bessere Wege? Erst dann solltest du dir Gedanken machen wie du das dann am Besten als App umsetzt. Hier werden dir auch Entwickler und Designer mit ihren Erfahrungen helfen. Das wichtigste Asset für dich ist jedoch das Verständnis wie der Kunde tickt und wie du ihn glücklich machen kannst.
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